Die Königsburg

Sagen um König Abels Brudermord    Sage von der Königsburg   Ein Gedicht


1 = Liebesinsel und 2 = Die Königsburg (davor die Bucht "Zum finsteren Stern").

Die Königsburg von Bohnert zeigt durch die durchdachte Platzwahl deutlich auf ihre eigentliche Bestimmung zur Sperrung der Schlei hin (siehe auch Burg und Kielfoot). Auch wenn ihre Bedeutung zur Zeit Erich von Pommern erwiesen ist und Bauteile anscheinend aus dieser Zeit ans Tageslicht kamen, bleibt doch die Möglichkeit einer älteren Anlage an dieser Steile bestehen.

 

Darstellung der Befestigungsgräben und die Reste der Gräben heute.

Nachdem Herzog Gerhard VI. 1404 verstarb, suchte seine Witwe mit den drei unmündigen Söhnen Heinrich, Adolph und Gerhard Hilfe und Schutz bei der dänischen Königin Margaretha. Sie hatte es verstanden, Dänemark, Norwegen und Schweden im Jahre 1397 unter ihren Szepter zu vereinen.

Für die Schlei gab es für sie nur zwei Möglichkeiten:

Entweder würden die Wehranlagen entlang der Schlei demontiert und entfestigt oder die Festen in ihren Besitz gebracht. Im Jahre 1406 erwarb sie den Hof Pawerö mit den dazugehörigen Dörfern. Sie verschenkte es aber weiter an die Domkirche zu Schleswig. Von allen an der Schlei gelegenen Burgen war die Königsburg das stärkste Bollwerk. Ihre Gründung fällt in die Zeit der schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Herzogtum und Dänemark (1410 - 1435). Im Jahre 1412 war die Königin Margaretha (nicht zu verwechseln mit der schwarzen Margaretha gest. 1283) gestorben. Auf dem Reichstag zu Myborg wurde das Herzogtum Schleswig im Jahre 1413 der dänischen Krone zugesprochen. Der junge Herzog Heinrich wollte sich dieser Entscheidung nicht fügen und setzte den Kampf mit erneuter Heftigkeit fort. König Erich von Pommern besetzte das ganze Land bis auf Schleswig und Gottorf Die Belagerung dieser beiden Plätze hatte keinen Erfolg. Zur Sicherung seiner Herrschaft legte er mehrere feste Stützpunkte an. Im Jahre 1415 entstand bei Bohnert die Königsburg. Einige Jahre später räumten die Dänen der Holsten die Burg (nach O. Osewald).

Weiter ist über den Fortlauf des Geschehens der Burg nichts bekannt.

Auf einer hügeligen Halbinsel, die nur durch niedere Salzwiesen mit dem Festland verbunden ist, sieht man noch heute bedeutende Reste der alten Burganlage. Es war eine durch zwei parallel angeordnete Wallanlagen gesicherte äußere Burg und eine innere Burg mit einem einfachen Wall und Graben.

Die kleine innere Burg

bildet ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 50 m. An der Südspitze erhebt sich ein 7,40 m hoher Hügel, in dessen Nähe man die Fundamente eines runden Turms gefunden hat, der aus Feldsteinen und großen, roten Ziegeln bestand.

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Die neue "Burg"  gestern (1970) und heute (2000)

 

Die Zufahrt zur Königsburg heute.

Die alte Königsburg heute - direkt an der Schlei gelegen

Heute steht auf dem Gelände der inneren Burg ein neues Gebäude. Die Villa wird als Tagungsstätte der Organisation "Outward bound" genutzt. Das Bildungszentrum dient der Jugend aus ganz Deutschland und versucht ihnen auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes nach dem Prinzip der Erlebnispädagogik zu vermitteln. Kreative und ökologisch ausgerichtete Werkstätten und Seminare sowie Segeltouren tragen dazu bei, die Eigeninitiative junger Menschen zu stärken, Vertrauen zu schaffen und Verantwortung zu tragen. Dieser gemeinnützige Bildungsträger wurde 1951 im Sinne der Erziehungsprinzipien des Pädagogen Kurt Hahn gegründet.

Die äußere Burg

stellte ein unregelmäßiges Fünfeck da. Die Anlage hat durch das Schleiwasser stark gelitten. Es sind jedoch noch Teile der Wallanlage vorhanden. Die Gräben weisen noch eine Tiefe von etwa 4 m auf. Die gesamte Länge der Anlage beträgt 212 m, die Breite 152 m. Als Fundsachen sind kleine Silberplatten, Reste von einem Schwertknauf, ein Steigbügel und ein Hufeisen bekanntgeworden.

Weiter ist nur bekannt, daß sie 1421 und 1423 im Besitz der Holsten war. Es wird angenommen, daß sie allerdings verfallen war, weil eine Nutzung nicht vorhanden war. Die großen Ziegelsteine sind für Ausbesserungsarbeiten der Riesebyer Kirche verwendet worden.

Die Schlacht an der Königsburg im Jahre 1417

Im Jahre 1417 erhielten die Holstenherren von den Herzögen Bernhard und Wilhelm von Braunschweig - Lüneburg, dem Grafen Otto von Hoja und der Stadt Hamburg Beistand, und nun gab Erich von Pommern die Stadt Eckernförde auf, die er bei seinem Abzug angeblich in Schutt und Asche legte. Raubend und plündernd zogen sich die dänischen und schwedischen Truppen durch Schwansen über die Schlei. Die Gegner fühlten sich stark genug, ihrerseits in den Angriff vorzugehen. ,Augenblicklich mit 600 "Gewappneten" und 20.000 Mann Fußvolk griff man die Dänen bei der Königsburg an, ,,die mit 1.500 "Reisigen" und 30.000 Fußgängern sich zur Wehr setzten" und den Angriff abwiesen. Die Deutschen wandten sich nunmehr gegen Stubbe, das sie erneut eroberten und bis auf den Grund zerstörten. Ob die Zahl der Deutschen so hoch war ist sicher nicht anzunehmen. Es wird lediglich durch die Kämmereiechnungen der Stadt Hamburg belegt, daß vor der Königsburg ein Zusammenstoß stattgefunden hat, an dem Hamburger beteiligt waren und auch Verluste erlitten (Koppmann, Kämmereiechnungen der Stadt Hamburg 2, Seite 30). Die Lübecker unterstützten den König, und so kam es, daß die Herzöge die Vitalienbrüder zu Hilfe riefen. Diese waren ein zusammengelaufenes Volk, verwegene Gesellen, die schon seit den neunziger Jahren des 14. Jh. In der Ostsee heimlich , ein Schrecken und eine Plage der Kaufleute bildeten. Diesen dunklen Gesellen schlossen sich noch "Manche ehrbare Männer" an; so werden in einer Urkunde von 1421 verschiedene Eckernförder Bürger aufgezählt, der herzogliche Vogt zu Eckernförde und sogar verschiedene Adelige, "deren Gebiet an die See stieß", leisteten den Kapernden Vorschub (Urkundenbuch der Stadt Lübeck VI, Seite 336). Damit keine Klagen kommen, warfen die rohen Seeleute die Mannschaften der gekaperten Schiffe kurzerhand ins Meer (Urkundenbuch der Stadt Lübeck VI, Seite 382). Am 12. Nov. 1417 kam es endlich zum Waffenstillstand. Er wurde im Sept. 1418 um 2 Jahre verlängert, doch keiner wollte sich so recht daran halten. So klagte Erich Krummendiek z. B., daß die Holsteiner in Eckernförde ein neues Schloß angelegt (wohl am Burgwall) (Koppmann, Hausercesse VIII, Seite 218) und weil sie auch bei Schleimünde durch 10 - 12 in der Einfahrt versenkte Schiffe die Schlei versperrten. Für diese Zeit wird auch die Tat der Beraubung und Verbrennung der Marienkirche zu Waabs angesehen. Aus dem Rechnungsbuch des Jahres 1673 kannte man die Stätte, an der das alte Gotteshaus einst stand. Mit dem Frieden zu Vordingborg des Jahres 1435 wurde endlich Frieden geschlossen. Zu den Kriegswirren plagten auch noch bösartige Krankheiten die geschwächten Menschen. So wurden folgende Pestjahre für unsere Region genannt: 1405, 1421, 1426, 1438, 1439. Der "schwarze Tod" kostete vielen das Leben.


Sagen um König Abels Brudermord

Ein Stück östlich von Missunde wurde König Erik Plovpenning (1241 - 1250) geköpft. Es geschah in der Laurentiusnacht (9.Aug.) des Jahres 1250.

Zwischen Schleswig und Haddeby liegt die Möweninsel. Die vielen dort brütenden Vögel gaben der Insel ihren Namen. Vormals stand hier ein Wehr, die Jürgensburg. Einst war das Schloß die Residenz der Herzöge bevor Gottorf erbaut wurde. Das Wehr wird wohl gleichzeitig zur Verteidigung der Stadt Schleswig gedient haben. Überbleibsel in Form von Mauerreste oder dergleichen sind nicht gefunden worden. Die Insel wurde mit beiden Ufern durch eine Brücke verbunden. Der Name "Jürgensburg" wird in den Gottorfer Amtsregistern des Jahres 1600 bei den Einkünften von Gras und dem Schilf das letzte Mal aufgeführt. Zu dieser Zeit gab es die Burg schon nicht mehr.

Auf der Jurias, Jürgensburg od. Joriansburg, herrschte wohl ein reges Leben.

Wir können von Festen nachlesen die nach der Ermordung Knud Lawards 1131 stattfanden und von seinen Nachfolgern, den beiden Waldemaren die hier Hof hielten:

Im Jahre:

1171 Verlobung der Tochter Heinrichs des Löwen mit Knud VI.

1181 Hochzeit von Waldemars Tochter.

1237 Hochzeit von Herzog Abel mit Mechtilde, Tochter des Grafen

Adolf von Holstein.

1250 Herzog Abel ließ seinen königlichen Bruder Erich Plogpennig, König von Dänemark, am 7. 8. 1250 auf die Schlei hinausführen und ermorden. Der Leichnam wurde mit Ketten beschwert und in die Schlei versenkt.

Zwischen beiden Brüdern herrschte eine große Feindschaft, wobei Abel der Unterlegene war.

Die erste Sage geht so:

Nach der Ermordung holten sie aus einer nahen Kirche den Pastor. Die Sage bringt die vormals wenig unterhalb Missunde auf Schwansener Seite befindliche Kapelle "Zum finsteren Stern" (finis - terrae) mit Erichs Tod in Verbindung.

Die zweite Sage geht so:

Nach einer anderen Erklärung wurde danach diese Kapelle errichtet, obwohl die Existenz nicht nachgewiesen werden konnte. Nachdem der König seine Tat gebeichtet hatte (eigentlich war er in bester Absicht gekommen um sich mit seinem Bruder zu versöhnen), erschlug Gudmundsen ihn auf der Insel "Badstave" oder auch "Kiepholz".

Trotz der eisernen Ketten, die man dem toten König angelegt und ihn damit bei Missunde versenkte, tauchte er doch bald wieder auf und trieb ans Ufer. Als man die Leiche nach Schleswig brachte, fingen alle Glocken von selbst an zu läuten. Er wurde begraben in der Kirche St. Peter. An dem Ort, wo die Leiche antrieb, errichtete man ein hölzernes Kreuz und nannte die Stelle "Zum finstreren Stern".

Eine Fischerwade trug diesen Namen noch bis in unser Jahrhundert hinein. Die Fischer wollen hier am Strand in der Dunkelheit blaue Lichter gesehen haben.

Der König soll jetzt unter einem Stein zwischen Loitmark und Arnis am Schleiufer begraben sein. Natürlich kommt hier nur Königsstein in Frage. In der Nacht, in der der König ermordet wurde, dreht sich der Stein alljährlich um Mitternacht einmal um seine eigene Achse.

(Auszug aus der Schrift Helmut Ihrens "Schley - stroem", Bd. I., Seite 275 - 281)

Siehe auch "Die Schlei und ihre Geschichte"


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Die Sage von der Königsburg

Auf der Feldmark des Dorfes Bohnert, am südlichen Ufer der Schlei, hat eine Königsburg gelegen. Da hat man zu Zeiten auf dem Burgplatz eine goldene Wiege gesehen. Ein Dienstjunge in Missunde träumte einmal davon daß er in Bohnert bei einem Bauern diene und abends die Pferde holen wollte. Hierbei bekam er die goldene Wiege zu sehen.

Er kam nach Jahren wirklich zu diesem Bauern in Bohnert um hier arbeiten zu können. Diesem flauem gehörten zufällig auch die Ländereien auf denen die Burg einmal stand. Eines Abends ging er mit dem jungen Mann auf das Feld um die Pferde zu holen. Der Bauer befahl dem jungen Mann, direkt an der Schlei entlang zugehen, um die Pferde in Richtung Pforte zu treiben. Als der Junge nun an den Burgplatz kam, erblickte er zu seiner Verwunderung in der Mitte des Platzes die goldene Wiege, so blank und glänzend, daß es ihn blendete. Hätte er sie aufgehoben, wäre er vielleicht auch dessen Besitzer geworden. Der junge Mann aber ging zu seinem Bauern um es ihm zu erzählen. Was er soeben erlebt hatte. Beide kehrten umgehend zum Burgplatz zurück. Die Wiege aber war nicht mehr da.

- Müllenhoff, Sagensammlung -

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Ein Gedicht

Des trocknen Farnkrauts braune Blätter
im sanften Winde heimlich rauschen,
und Haselstrauch und Brombeerranken
mit leisem Säuseln Grüße tauschen.
Hier ragt´ in altersgrauer Zeit
ein mächtig Bauwerk himmelan,
und ob verklungen fast die Kunde:
sein Name lebt im Volkesmunde
durch die Jahrhunderte hindurch:
die Königsburg.

Er König hatte sie erbauet
zum Schutz an seines Landes Marken;
ob Feindes Schar sie hart bedrängte:
die Mauern spotteten des Starken.
Hell scholl der Kampfruf längs dem Strande,
und blutig färbte sich die Flur.
Doch stolz und frei im Schlachtgetümmel,
und krächzend tönte von der Schlei
der Möwen Schrei.

Er deutet Unglück. - Hört ihr´s rauschen?
Dort naht ein Nachen auf den Wellen.
Stolzer König, bete, bete!
Sie sind´s, des Bruders Mordgesellen!
Ein zweites Boot in schneller Fahrt
dem ersten an die Seite eilt.
Schon blitzt der Dolch in Mörders Händen.-
Und krächzend tönte von der Schlei
der Möwen Schrei.

Die Zeiten flohen ohn´ Verweilen,
wo sind die Mauern, sind die Türme,
die fest und trutzig standgehalten,
wenn brausend drohen Schlachtenstürme?
Wo ist der Saal, vor dessen Pracht
geblendet sich das Auge schloß?
Wo sind die Krieger, deren Scharen
unsterblich, unbesiegbar waren?
Sie weihte der Vergessenheit
die flücht´ge Zeit.

Wo sonst der Waffenlärm erdröhnte,
da klingt der Pflug in lockerer Erde;
da streut der Sämann seinen Samen,
daß er zur goldnen Ähre werde.
Und wo der Turm sich stolz erhob,
da steckt der Eichbaum seine Zweige,
kein Kriegshorn ruft mehr zu den Waffen,
die wilden Streiter friedlich schlafen;
wo einst die Harfe lieblich klang
schallt Vogelsang.

Um jene wunderbaren Orte,
um jene heldenhaften Tage,
da spinnt mit reichen, bunten Farben
ihr uftig Netz des Volkes Sage
Sie deutet dir der Möwen Schrei;
sie kündet dir der Blätter Rauschen.-
Die Burg zerfiel; die Türme schwanden;
die wilden Krieger Ruhe fanden.-
Ind murmelnd an Trümmer eilt vorbei
die blaue Schlei.

Hermann Green

 

Die Bucht vor der alten Burganlage trägt seit Alters her den Namen "Zum finsteren Stern". Eine alte Fangstelle für die Wadenfischerei trug auf einer Wadenkarte vom August 1932 diesen Namen.

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Die Königsburg von der Schlei aus gesehen. Im Vordergrund die Bucht
"Zum finsteren Stern". (siehe auf Die Fischereizunft)

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